Ist der Wolf in Borgholz angekommen?
Als Reaktion auf den Artikel des Westfalen-Blatts mit der Überschrift “Reh und Kalb nicht vom Wolf gerissen“ und
die Entwicklungen zum Thema Wolfsangriffe im Kreis Höxter.
Kritik:
Die Überschrift suggeriert die Sicherheit, dass der Wolf als Verursacher nicht in Frage kommt. Fakt ist: Untersuchungsergebnisse stehen noch aus oder wurden erst gar nicht durchgeführt. Auf der Webseite des LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucher NRW) unter dem Punkt “Nutztierrisse NRW“ war der Fall des toten Kalbes aus Natzungen vom 05.06.21 zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels als “in Bearbeitung“ ausgewiesen. Der vermeintliche Wolfsangriff auf Hühner vom 10.06.21 am alten Bahnhof Borgholz (nur 1 km Luftlinie vom Fundort des toten Kalbes entfernt) findet trotz Augenzeugen und Meldung an das LANUV keinerlei Erwähnung. Hier wurde ein wolfsähnliches Tier durch den Hühnerhalter in der Nacht kurzzeitig eingesperrt. „Nachdem das Tier sich mehrmals gegen die Drahtumzäunung geworfen hatte, sprang es aus dem Stand über einen zwei Meter hohen Zaun“, so Chris Weber, der dieses Abenteuer live erlebt hat. “Das kann kein Fuchs”!
Forderung:
Die Weideviehhalter fordern einen schonungslosen, offenen und ehrlichen Umgang mit dem Wolf und den damit auftretenden Konflikten für Weidetierhalter und Bevölkerung.
Die Interessengemeinschaft der Weidetierhalter ist eine Gemeinschaft “von der Ziege bis zum Pferd”. Sie stehen für die beste und transparenteste Tierhaltung überhaupt. Jeder kann sich täglich an den Weiden davon überzeugen. Sie stehen für die Regionalität und kurze Wege der Vermarktung und des gelebten Tierwohls in natürlichster Haltungsform. Das hat einen unschätzbaren Wert für die Naherholung im ländlichen Raum. Die Interessengemeinschaft der Weidetierhalter steht für die Erhaltung von seltenen und vor dem Aussterben bedrohten Nutztierrassen und somit von wichtigen genetischen Ressourcen. Sie stehen für die Versorgung der Gesellschaft mit besten Nahrungsmitteln. Sie stehen für Sport-, Freizeit-, und Therapieaktivitäten und Angebote im reiterlichen Bereich, im Pferdesport.
Die Nutztierhalter sorgen sich um den Fortbestand der heimischen Weidetierhaltung und die damit verbundenen Konsequenzen für die Heimat und das Landschaftsbild. Die Konsequenz wäre die Verbrachung und Verbuschung von artenreichem Grünland. Die Interessengemeinschaft der Weidetierhalter sorgt sich um das Wohl der Tiere.
Weiterhin machen sie sich Sorgen um das Wohl der Menschen im Straßenverkehr, bedroht durch ausgebrochene Herden durch Wolfsangriffe. Wer übernimmt hier die Verantwortung?
Die Wölfe werden die Scheu vor dem Menschen verlieren, da eine Bejagung unterbleibt.
Den Schutz der Tiere durch sichere Wolfsschutzzäune gibt es nur in der Theorie oder in Wildparks. Ebenso ist der Einsatz von Herdenschutzhunden oftmals aus verschiedenen Gründen nicht möglich.
“Auf Nachfrage bei der Bez.Reg. Detmold wurde mitgeteilt, dass Schutzzäune für Rinder und Pferde weder im ausgewiesenen Wolfsgebiet noch in der Pufferzone förderfähig sind,“ so Stephan Hoppe, Sprecher der Interessensgemeinschaft. Seit dem 18.04.21 bis heute gibt es 4 vermeintliche Wolfsangriffe im Kreis Höxter, davon 3 auf Rinder bzw. Kälber. Die Tierhalter stehen in der Beweispflicht. Nur eine DNA-Untersuchung bringt Klarheit. Die Schäden müssen nachweislich oder mit hinreichender Sicherheit durch den Wolf verursacht worden sein. Das bedeutet es wird keine Entschädigung gezahlt, wenn eine DNA-Untersuchung nicht möglich ist und der Wolfsberater die Einschätzung trifft, dass der Wolf nicht als Verursacher in Frage kommt – obwohl der Riss nicht sicher ausgeschlossen werden kann.
Die Zucht von Weidetieren ist keine Sache von Tagen oder Wochen, sondern von Jahren und Jahrzehnten. „Eine Entschädigung kann die Zuchtarbeiten von Jahrzehnten nicht ersetzen!“ so Stephan Hoppe.