Borgholz – Ausstellungseröffnung
Karl F. Hofeditz: „Natürlich – künstlich“ – Eine Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Borgholz
Am 29. Juni 2025 öffnete die ehemalige Synagoge in Borgholz ihre Türen für eine außergewöhnliche Ausstellung: „Natürlich – künstlich“ des renommierten Bildhauers und Silberschmieds Karl F. Hofeditz. Zum ersten Mal konnte der neu gegründete Verein „Freundeskreis Synagoge Borgholz e.V.“ Gäste in diesem besonderen Ambiente begrüßen.
Über 80 Kunstinteressierte fanden sich zur Eröffnung ein und zeigten sich sofort beeindruckt von der einzigartigen Harmonie zwischen dem historischen Raum und den ausgestellten Kunstwerken. Bürgermeister Nicolas Aisch und Rainer Mues hießen die Gäste herzlich willkommen, ebenso wie Barbara und Karl Hofeditz selbst. Ein besonderes Highlight war der Auftritt von Aeham Ahmad, dem diesjährigen Kulturpreisträger der Stadt Warburg, der mit seiner Musik und seinem Gesang die Anwesenden zutiefst berührte und die Objekte auf magische Weise zum Leben erweckte.
Die besondere Verbindung von Kunst und Raum
Rainer Mues betonte in seiner Eröffnungsrede die große Dankbarkeit des Borgholzer Vereins, dass Karl Hofeditz die Einladung angenommen hatte, seine Werke in der ehemaligen Synagoge auszustellen. Dieser Raum ist in seiner Beschaffenheit einzigartig in NRW und stellt eine besondere Herausforderung dar. Doch genau hierin lag die Überzeugung der Veranstalter: Karl Hofeditz‘ Arbeiten sind ebenfalls außergewöhnlich und er versteht es meisterhaft, mit solch anspruchsvollen Räumen umzugehen. Die Symbiose von Künstler, Objekten und dem historischen Raum ist hier in Borgholz perfekt gelungen.
Der noch junge „Freundeskreis Synagoge Borgholz e.V.“, der aktuell 20 Mitglieder zählt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen besonderen Einklang auch in zukünftigen Ausstellungen zu bewahren.
Eine Einladung zur tiefen Wahrnehmung
Rainer Mues führte weiter aus, dass seine Aufgabe darin bestehe, den Gästen Anregungen zu geben, um die gezeigten Objekte leichter und tiefer wahrnehmen zu können. Jeder Betrachter nähert sich diesem Raum auf seine eigene Weise. Während einige vielleicht zunächst die Spuren der Zeit an den Wänden wahrnehmen oder die Menschen im Raum beobachten, liegt die wahre Magie darin, sich auf die Objekte selbst einzulassen.
Karl F. Hofeditz, tief verwurzelt in seiner nordhessischen Heimat, lebt und arbeitet in einer idyllischen Umgebung, die in manchen Aspekten an Borgholz erinnert – ein romantisches Flusstal, ein kleines Dorf, ein Fachwerkhaus mit steilen Giebeln. In einer Zeit, in der die Welt oft unsicher erscheint, sind solche Idyllen von unschätzbarem Wert.
Die Faszination der Werke von Karl F. Hofeditz
Was ist das Besondere an den Werken von Karl F. Hofeditz, das die Menschen so anspricht? Im Vorfeld der Ausstellung wurde deutlich, dass seine Kunst nicht nur durch technische Meisterschaft, sondern auch durch eine tiefe persönliche Geschichte geprägt ist. Seine Bodenständigkeit, die Erfahrungen mit der Landwirtschaft im Kontrast zu seiner Ausbildung als Silberschmied und das Eintauchen in die Umbruchzeit von 1968 haben sein Leben geformt und spiegeln sich in seinen Kreationen wider. Seine Werke sind ein Echo seiner Erlebnisse in der nordhessischen Landschaft, verbunden mit einem differenzierten Weltzugang. Er ist jemand, der hinausgegangen und zurückgekehrt ist – weltoffen und doch mit einer ganz eigenen Sichtweise, geprägt von großem Zutrauen zu den Menschen. All dies spüren die Betrachter in seinen Werken, was sie in der heutigen Zeit besonders ansprechend und gefragt macht. Er zeigt, was Heimat ist.
Die Verwandlung des Metalls: Handwerkliche Präzision und künstlerische Vision
Unter den Händen von Karl F. Hofeditz verwandelt sich das „kalte“ Metall in etwas Lebendiges. Seine lange Vertrautheit mit diesem Material ist die Grundlage seiner Kunst. Er selbst beschreibt den Prozess des Schmiedens, bei dem die Funken fliegen und der Zuschauer in respektvoller Distanz verweilen muss.
Sein immenser Kenntnisreichtum an Verarbeitungstechniken ist in jedem seiner Werke unverkennbar. Es ist eine Freude, die Objekte allein aus handwerklicher Perspektive zu betrachten – doch das Handwerkliche ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. Hofeditz beschäftigt sich intensiv mit den unterschiedlichen Farbwirkungen und Oberflächenstrukturen von Kupfer, Messing und Zinn, die er in ein Gesamtkonzept integriert. Aus einfachen Metallen inszeniert er lebendige Natur oft auf abstrahierte, reduzierte und klare Weise: in Formen von Körnern, Rispen, Geflechten oder Baumstrukturen. Die Oberflächen wirken erdig, aber auch zart. Faszinierend ist auch, wie die Gegenstände ihrer realen Größe entledigt und in eine andere Dimension überführt werden, was der Fantasie des Betrachters freien Raum lässt. Wenn man sich auf die Werke einlässt, erwecken sie die Objekte zum Leben.
Durch Erhitzen wird das Metall verändert, durch Hämmern entstehen Oberflächen: gewölbt, mit feinem Relief, organisch in der Form – sie entwickeln eine naturähnliche Anmutung. Formen öffnen sich, schließen sich wieder, laufen in eine Fläche, werden porös oder lösen sich fast auf. Einschnitte werden gesetzt, unterschiedliche Materialien verbinden sich, und es entsteht ein inneres Gleichgewicht.
Die Werke basieren auf zeichnerischen Vorbereitungen, doch während der Ausführung werden sie durch spontane Einfälle verändert. Es entsteht eine Arbeit aus dem Gefühl und gleichzeitig innerhalb eines festgesetzten Rahmens. Für Karl F. Hofeditz ist es die Suche nach einer tiefen Harmonie.
Um sich auf seine Werke einzulassen, ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen. Der Zugang wird durch die Robustheit der Objekte erleichtert; sie lassen sich anfassen. Manche wirken schwer, sind aber durch ihren doppelwandigen Aufbau überraschend leicht. Seine Skulpturen zeichnen sich durch eine große optische Präsenz aus. Sie sind anfangs glatt und massiv, manche streben nach oben und scheinen vermeintlich instabil, während andere nach und nach poröser werden, als würden sie sich auflösen, oder umgekehrt.
„Natürlich – künstlich“: Ein Spiel mit Gegensätzen
Der Titel der Ausstellung „Natürlich – künstlich“ spiegelt diesen Kontrast wider: „natürlich“ im Sinne von naturverbunden, „künstlich“ im Sinne von kunstvoll. Kunst macht uns nicht besser, aber sie kann uns helfen, eine Ahnung davon zu entwickeln, was das Andere ist und was Falsches überwinden lässt.
Die Ausstellung in der ehemaligen Synagoge Borgholz ist noch bis zum 20. Juli 2025 jeweils samstags und sonntags von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Freundeskreis Synagoge Borgholz e.V.

Textvorlage Rainer Mues
Fotos von Christian Riefling