Synagoge Renovierung
Erneuerung der Synagoge Borgholz
Die Synagoge in Borgholz war nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein bedeutendes kulturelles und historisches Erbe der jüdischen Bevölkerung. Die Gemeinde nutzte die Synagoge bis 1929 regelmäßig und unterhielt sie auch in den Jahren danach, bis zu den tragischen Ereignissen des Pogroms am 9. November 1938.
Im Jahr 1939 wurde die Synagoge samt Grundstück an den Gastwirt August Kleinschmidt verkauft. In den folgenden Jahrzehnten diente das Gebäude als Abstellraum und Garage. Es wurden bauliche Veränderungen vorgenommen, darunter die Entfernung der zweiläufigen Treppe und der Eingangstür, die Herausnahme eines Teils der Trennwand zwischen Vorraum und Betsaal und die Absenkung des Fußbodenniveaus auf Gehweghöhe.
Erst im Jahr 1987 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Dies initiierte einen wichtigen Schritt zur Erhaltung eines bedeutsamen Teils der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Borgholz.
Seit den frühen 1990er Jahren suchte die Stadt intensiv nach Möglichkeiten, den bedeutenden Sakralbau in unserer Gemeinde zu erhalten. Die Synagoge stellt ein außerordentlich wichtiges und authentisches Zeugnis der religiösen Geschichte der jüdischen Bevölkerung unserer Region dar.
Am 15. März 1994 traf der Stadtrat eine wegweisende Entscheidung, um die Zukunft der Synagoge zu gestalten. Der Beschluss lautete, die Synagoge an ihrem ursprünglichen Standort zu belassen, sie in das Eigentum der Stadt zu überführen und umfassend zu restaurieren. Zu diesem Zeitpunkt wies die Synagoge erhebliche Mängel auf, die dringend behoben werden mussten.
Der Zustand der Synagoge im Jahr 1994 war besorgniserregend. Die Sollingdachsteine waren nicht mehr ausreichend befestigt, viele Nägel waren durch Rost zerstört. Die Fachwerkschwelle zeigte erhebliche Schäden, insbesondere an der Nord- und Ostseite, die auf Feuchtigkeit und Fäulnis zurückzuführen waren. Die Stützmauern, die bei der Absenkung des Fußbodens installiert worden waren, schienen dem Druck des umliegenden Geländes auf zwei Seiten nicht mehr lange standzuhalten. Die Entfernung von Stützen unter der Frauenempore hatte zur Absenkung von Deckenbalken geführt. Darüber hinaus trugen die vermauerten spitzbogigen Fenster und die völlig entstellte Straßenfassade, die durch ein großes Rolltor und einen Fassadenbehang aus Kunstfaserplatten geprägt war, dazu bei, dass die ehemalige Synagoge ihr einstiges Erscheinungsbild verloren hatte.
Um die Standsicherheit der Synagoge zu verbessern, wurde beschlossen, in Höhe des ehemaligen Fußbodenniveaus eine Betondecke einzuziehen. Diese Decke dient nicht nur der Stabilisierung des Gebäudes, sondern schafft auch zusätzlichen Raum im Untergeschoss. Heute beherbergt dieser Raum die Heiztherme und sanitäre Einrichtungen. Um ein stabiles Innenraumklima zu gewährleisten, wurde eine Sockeltemperierung entlang der Außenwände installiert, die das Aufsteigen von Feuchtigkeit verhindert und somit zur Erhaltung der historischen Putze und Farbfassungen beiträgt.
Die Fachwerkwände wurden sorgfältig restauriert, da sie durch Feuchtigkeitsschäden, insbesondere im Schwellen- und Sockelbereich, sowie beschädigte Ziegelausfachungen in Mitleidenschaft gezogen waren. Die Fensteröffnungen erhielten neue Holzrahmen mit Festverglasung, wobei von außen aufgesetzte Metallrahmen die frühere Teilung der Fenster in Oberlicht und Bahnen andeuten. Die ursprünglichen spitzbogigen Fenster des Betsaals sind nur noch in Form eines Oberlichts erhalten, und die Gestaltung der Gitter ist eine Interpretation dessen, was einst existierte.
Der alte Aufstieg zur Frauenempore mit Frauenempore vor dem Umbau.
Die Frauenempore mit ihrer hölzernen Wendeltreppe wurde erhalten, obwohl die ursprüngliche Brüstung nicht mehr existierte. Anstelle der Holzbrüstung wurde eine neue aus Glas und Metall geschaffen, die durch Ätzung an das frühere Erscheinungsbild erinnert. Die Empore ist heute jedoch nur auf Wunsch für Einzelpersonen begehbar, um die original erhaltene Wendeltreppe zu schonen.
Die Dachflächen wurden unter Verwendung der ursprünglichen Sollingsandstein-Platten neu gedeckt, und eine Dachrinne wurde hinzugefügt, um die Sockelzone des Gebäudes vor Tropfwasser zu schützen. Die Straßenfassade wurde im Bereich der nach 1945 eingebrochenen Toröffnung mit Massivmauerwerk geschlossen, wobei bewusst auf eine Rekonstruktion des ursprünglichen Fachwerks verzichtet wurde, um die Spuren der Geschichte seit 1938 nicht zu verwischen.
Besondere Aufmerksamkeit galt der Konservierung des originalen Putzes und seiner Farbfassungen an den Innen- und Außenwänden. Die Wand- und Deckenflächen im Innenraum zeigten drei aufeinander liegende Farbfassungen, die bis zur Erbauung der Synagoge zurückreichen. Die Restaurierung war eine Herausforderung, da die Putzsubstanz teilweise beschädigt war. Dennoch wurde alles unternommen, um die historischen Wandfassungen als authentisches Dokument mit den Spuren der Zeit zu bewahren.
Die Synagoge von Borgholz hat eine bewegte Geschichte, die in der jüngsten Raumfassung von 1863 sichtbar erhalten ist. Diese Fassung wurde von Staub befreit, aber nicht nachträglich retuschiert, um den originalen Zustand mit den Spuren der Zeit zu bewahren. Fehlstellen im Putz wurden mit Lehm geschlossen, und es gab kontroverse Diskussionen über die Art der Behandlung der Wandflächen.
Das Ergebnis dieser Bemühungen zeigt, dass die Raumfassung von 1863 konserviert wurde, und einige verbliebene Haken und Spuren in den Wänden und an der Decke erinnern an die einstige Ausstattung der Synagoge. Andere Spuren, wie grob eingeschlagene Nägel, zeugen von der Zeit, als das Gebäude als Abstellraum und Garage diente. Einschusslöcher über der Thora-Nische erinnern an die schrecklichen Ereignisse des 9. November 1938.
In einer Eröffnungsfeier nach der Restaurierung begrüßte am 29.1.1999 der damalige Bürgermeister Niggemann unter anderem die Gäste MdB Meinolf Michels (CDU), Landrat Hubertus Backhaus, MdL Hannelore Ludwig (SPD), Peter Eichensehe (damals Grüne heute AfD), Dr. Babara Seifen (Westf. Amt für Denkmalpflege) und Hans Frankenthal (Landesverband der jüdischen Gemeinden) und würdigte die Arbeit aller, die an der Wiederherstellung dieses historischen Gebäudes mitgewirkt haben.
In den Festreden wurde das Ergebnis der Restaurierung und Sanierung der Borgholzer Synagoge als ein beeindruckendes Beispiel für den Erhalt eines bedeutsamen historischen Gebäudes gewürdigt. Sie ermöglicht es, die Geschichte und kulturelle Bedeutung dieses Ortes für kommende Generationen zu bewahren und zu schätzen. Der Dank galt u. a. den Handwerker und Restauratoren deren Bemühungen im wesentlich zum erfolgreichen Ergebnis beitrugen.
Um die ehemalige Synagoge auch in Zukunft mit Leben zu erfüllen, ist die Initiative vor Ort von großer Bedeutung. Ein Arbeitskreis wurde gegründet, um Ideen für die sinnvolle Nutzung des Gebäudes zu entwickeln, und die Unterstützung und Mitwirkung der Bevölkerung sind von entscheidender Bedeutung. Seitdem finden regelmäßig kulturelle Veranstaltungen in diesem historischen Ort statt.
Informationsquellen:
700 Jahre Borgholz 1291 -1991
von Horst-D. Krus
Conze Druck, Borgentreich
ISBN 3-9801168-5-9
Zeitungsberichte
zur Eröffnung der Synagoge am 29.1.1999
Westfalenblatt, Neue Westfälische, Mitteilungsblatt-Borgentreich