Kampf um Borgholz -Ablauf
Datum: 31. März 1945 (Samstag)
Zeit: 6:00 Uhr
Ereignis: Einstellung des Zugverkehrs
Beschreibung: Der letzte Personenzug nach Scherfede fuhr nur bis zum Bühner Weg bei Natzungen, danach ruhte der gesamte Zugverkehr. Die Einwohner erkannten, dass die Front immer näher rückte, und eine bedrückende Stimmung breitete sich aus.
Datum: 1. April 1945 (Ostersonntag)
Zeit: 06:30 Uhr
Ereignis: Beginn der Auferstehungsfeier und Osterprozession
Beschreibung: Die Osterprozession wurde von den Gläubigen trotz des immer näherkommenden Geschützfeuers in großer Zahl besucht. Äußerlich herrschte Ruhe, doch innerlich waren die Bewohner angespannt und voller Angst. Während des Hochamtes nahmen die Geschützdetonationen zu, sodass einige Frauen den Gottesdienst vorzeitig verließen. Der Pfarrer Bornemann ermutigte die Gemeinde, betonte jedoch die drohende Gefahr und rief zu Gebeten um Schutz und Kraft auf.
Zeit: 08:00 Uhr
Ereignis: Sichtung brennender Dörfer am Horizont
Beschreibung: Der Läuter Franz Rolf meldete vom Kirchturm Rauch- und Flammenwolken am südwestlichen Horizont. Die Stimmung war düster, unterstützt durch den matt bewölkten Himmel und den roten Schimmer der Brände. Förster Hannes Tuch bestätigte telefonisch den Beschuss der Dörfer Hohenwepel, Lütgeneder, Grosseneder und Eissen. Besonders Grosseneder war nach kurzem Beschuss vollständig in Rauch und Flammen gehüllt.
Zeit: 09:00 Uhr
Ereignis: Beginn des Beschusses von Borgentreich
Beschreibung: Über Borgentreich stiegen große Qualmwolken auf. Förster Hannes Tuch warnte dringend vor der Durchführung des Festhochamts um 09:30 Uhr, da der Beschuss jederzeit auch Borgholz erreichen könnte. Die Verantwortung für die Gläubigen im Gottesdienst könne niemand übernehmen.
Zeit: 09:30 Uhr
Ereignis: Ausfall des Hochamts
Beschreibung: Trotz des Läutens zum Hochamt erschienen nur etwa 60–100 Gläubige. Der Pfarrer informierte diese über die kritische Lage, erteilte ihnen die Gnadenabsolution und sagte das Hochamt ab. Die Menschen begannen, ihre wichtigsten Besitztümer zu packen und die Stadt zu verlassen.
Zeit: Nach 09:30 Uhr bis zum Abend
Ereignis: Flucht in Seitentäler und Schutzräume
Beschreibung: Viele Bewohner suchten Zuflucht in Seitentälern und Hütten rund um Borgholz, darunter das Tal des Jordanbaches, den Lullberg und den Lebersiek. Etwa die Hälfte der Bewohner blieb jedoch in ihren Häusern, insbesondere jene mit stabilen Kellern. Der Abend verlief trotz einiger Artillerieeinschläge am Bahnhof und der Straße nach Borgentreich ohne größere Schäden.
Zeit: Abendstunden
Ereignis: Rückkehr in die Stadt
Beschreibung: Die meisten „ausquartierten“ Familien kehrten in ihre Häuser zurück, obwohl einige weiterhin Schutz in den Seitentälern und Hütten suchten. Die unmittelbare Gefahr schien vorerst gebannt.
Datum: 2. April 1945 (Ostermontag)
Zeit: Nacht bis Morgen
Ereignis: Ruhe in der Nacht, Artillerieduelle in der Umgebung
Beschreibung: Die Nacht verlief in Borgholz relativ ruhig, jedoch waren immer wieder Bomber zu hören, und in der Nähe von Peckelsheim und Gehrden tobten nächtliche Artilleriegefechte. Das Aufblitzen von Abschüssen und Einschlägen sorgte für Unruhe und Angst bei den Bewohnern. Viele verbrachten die Nacht in behelfsmäßigen Quartieren.
Zeit: Vormittags
Ereignis: Ausfall des Gottesdienstes
Beschreibung: Der geplante Gottesdienst in der Pfarrkirche musste aus Sicherheitsgründen ausfallen. Der Herr Vikar in Natingen hielt dennoch einen Gottesdienst ab und führte sogar die Erstkommunion durch.
Zeit: Vormittag
Ereignis: Beobachtungen amerikanischer Panzerbewegungen
Beschreibung: Amerikanische Panzer erkundeten die Reichsstraße bis in die Nähe des Bahnhofs und feuerten in den Raum Bühne. Bewohner, die zu Hause übernachtet hatten, flohen erneut in die Wälder, begleitet von zunehmender Furcht vor einer Eskalation.
Zeit: 14:00 Uhr
Ereignis: Beschuss von Natzungen durch amerikanische Artillerie
Beschreibung: In Natzungen sollte sich ein Trupp der Waffen-SS (ca. 80 Soldaten) zur Verteidigung eingerichtet haben. Natzungen wurde dann plötzlich von amerikanischer Artillerie aus Richtung Berghof beschossen. Kurz darauf flohen Frauen und Kinder mit Notgepäck und Wagen in Richtung Bannenberg. Die Emotionen der Flüchtenden waren geprägt von Panik und Erschöpfung.
Zeit: Nachmittag
Ereignis: Beschuss des Flüchtlingstrecks
Beschreibung: Der amerikanische Beschuss traf den Flüchtlingstreck am Südrand des Bannenberges und auch den angrenzenden Wald. Ein Bauer wurde von einem Granatsplitter am Bein verletzt, während der Rest mit dem Schrecken davonkam. Einsetzender kalter Regen verstärkte das Elend. Der Beschuss des Waldes durch die Artillerie zwang die Geflüchteten zur Rückkehr in die Stadt. Die Angst wurde durch die ständige Gefahr verstärkt.
Zeit: Später Nachmittag
Ereignis: Einzug deutscher Soldaten
Beschreibung: 16 deutsche Soldaten richteten sich in Borgholz ein, um den Vormarsch der Amerikaner zu verzögern. Die Panzersperren wurden besetzt, und Vorbereitungen zur Sprengung der Jordanbrücken wurden getroffen. Ein heimliches Durchtrennen des Sprengkabels sicherte jedoch die Natzunger Brücke vor der Zerstörung.
Datum: 4. April 1945 (Mittwoch)
Zeit: 10:15 Uhr
Ereignis: Artilleriebeschuss von Borgholz
Beschreibung: Zwei Artilleriesalven, insgesamt etwa 12 Schüsse, trafen Borgholz. Die erste Salve traf den südlichen Dorfrand (Garten am Jordan), die zweite flog über das Dorf hinweg in den Hagen.. Das Pfarrhaus wurde durch heftige Detonationen erschüttert. Wände bebten, Scheiben klirrten, und Möbel schwankten. Aus Angst um ihre Sicherheit floh der Pfarrer mit seinen Angehörigen in den alten Braukeller von Bauer Josef Mues. Trotz der intensiven Beschüsse kam es zu keinen direkten Schäden an Menschen oder Häusern. Die Bewohner waren in höchster Alarmbereitschaft und total verunsichert.
Zeit: Nachmittag
Ereignis: Eintreffen eines SS-Trupps
Beschreibung: Ein kleiner SS-Trupp traf in Borgholz ein und bereitete Verteidigungsstellungen vor. Es wurden Gräben ausgehoben, Panzerfäuste positioniert und Maschinengewehrnester eingerichtet. Die Präsenz der SS-Truppen verstärkte die Anspannung der Bevölkerung, die zunehmend von einem unmittelbar bevorstehenden Kampf ausging.
Zeit: Abend
Ereignis: Amerikanische Artilleriebeobachtung
Beschreibung:
Ein amerikanisches Flugzeug, genannt „Ari-Storch“, kreiste in niedriger Höhe über Borgholz und beobachtete die Bewegungen der SS-Truppen. Gleichzeitig streute die amerikanische Artillerie am Abend gezielt Granaten auf die neuen Stellungen.
Die Bewohner fühlten sich bedroht und verängstigt, zumal die Übermacht der Amerikaner deutlich spürbar war.
Datum: 5. April 1945 (Donnerstag)
Zeit: Vormittag und Nachmittag
Ereignis: Ruhe, Beobachtungen und Verteidigungsvorbereitungen
Beschreibung: Der Donnerstag verlief vergleichsweise ruhig. Amerikanische Artillerie feuerte gelegentlich ins Bahngelände, ohne jedoch größere Schäden zu verursachen. Die jungen und schlecht ausgebildeten SS-Soldaten richteten sich in Borgholz auf eine Verteidigung ein, doch ihre Unerfahrenheit sorgte für Unsicherheit unter den Bewohnern. Der amerikanische Aufklärungsflieger kreiste weiterhin über den Stellungen und beobachtete die Aktivitäten.
Zeit: 21:00 Uhr
Ereignis: Mobilisierung der männlichen Bevölkerung von Borgholz
Beschreibung: Auf Befehl des SS-Kommandanten wurden alle Männer zwischen 16 und 60 Jahren, einschließlich Fremdarbeiter und Kriegsgefangene, zum nächtlichen Schanzen beordert. Die Männer arbeiteten in der Natinger Flur unter angespannter Stille, begleitet vom Brummen der Panzer und dem Mahlen der Ketten am Horizont.
Zeit: 3:00 Uhr (6. April 1945)
Ereignis: Rückkehr der Schanzer mit einer beunruhigenden Nachricht
Beschreibung: Die Männer kehrten mit der Nachricht zurück, dass die Amerikaner im Anmarsch seien. Die Spannung unter den Bewohnern erreichte ihren Höhepunkt. Der Schlaf war unmöglich, und die Menschen verbrachten die Nacht in Kellern, in ständiger Erwartung des Angriffs.
Datum: 6. April 1945 (Freitag)
Zeit: Morgen
Ereignis: Wachsende Anspannung in der Stadt
Beschreibung: Etwa 40 Menschen, darunter Familien, hatten sich im alten Braukeller unterhalb der Pfarrkirche verbarrikadiert. Die Stimmung war bedrückend, die Gespräche stockten, und die düsteren Gedanken an Krieg, brennende Dörfer und die drohende Zerstörung lasteten schwer auf den Menschen. Trotz des klaren Frühlingshimmels und der friedlichen Natur wirkte die Umgebung von Borgholz von Krieg und Angst durchdrungen.
Zeit: 7:00 Uhr
Ereignis: Erkundung durch amerikanische Spähwagen
Beschreibung: Amerikanische Panzerspähwagen näherten sich der Natinger Straße bis zum neuen Friedhof. Ein MG-Posten eröffnete das Feuer, woraufhin die Spähwagen abrückten.
Zeit: 8:15 Uhr
Ereignis: Beginn des amerikanischen Artilleriebeschusses
Beschreibung: Die amerikanische Artillerie begann mit dem Beschuss aus Richtung Natingen. Der erste Schuss traf den Kirchturm oberhalb der Uhr, nur Minuten nachdem SS-Offiziere von dort aus Ausschau gehalten hatten. Das Geräusch der Einschläge und die ungewisse Gefahr trieben die Menschen tiefer in ihre Keller.
Zeit: 9:00 Uhr
Ereignis: Amerikanische Panzer rücken auf Borgholz vor
Beschreibung: Amerikanische Panzer tauchten in der Natinger Senke auf und rollten in breiter Front auf die Stadt zu. Die Infanterie blieb zunächst aufgesessen, wurde aber schnell unter MG-Feuer genommen. Die Kämpfe eskalierten, und erste Häuser, darunter das Anwesen der Familien Temme, Disse und Waldeyer brannten nieder.
Zeit: 9:10 Uhr
Ereignis: Beginn der Kampfhandlungen.
Beschreibung: Der erste direkte Treffer auf einen US-Panzer durch einen SS-Soldaten löste Gemischtes aus: ein Moment des Triumph unter den Verteidigern, jedoch folgte sofort ein verstärktes amerikanischem Feuer. Die Zivilisten harrten in Kellern aus, während über ihnen die Kämpfe tobten. Angst und Unruhe unter der Bevölkerung nahm zu, besonders als mehrere Häuser in Flammen aufgingen.
Zeit: 9:30 Uhr
Ereignis: Panzergefechte in der Langen Straße
Beschreibung: In der Langen Straße kam es zu heftigen Kämpfen. Ein SS-Unterscharführer schoss mit einer Panzerfaust aus einem Hausflur einen amerikanischen Panzer ab, wurde jedoch kurz darauf von einem amerikanischen Soldaten erschossen. Der zerstörte Panzer wurde von den Amerikanern schnell abgeschleppt. Währenddessen gerieten weitere Häuser in Brand.
Zeit: Vormittag
Ereignis: Brände im Kattwinkel und schwere Kämpfe
Beschreibung: Mehrere Häuser gerieten in Brand, darunter das Anwesen von Bauer Klabes/Vandieken, das des Tischlers Kaiser und das der Witwe Mues. Bewohner behaupteten, die SS habe vom Rand des alten Friedhofs aus mit Leuchtspurmunition gezielt die Häuser angezündet. Die Löscharbeiten begannen unter Beschuss, was die Verzweiflung der Bewohner verstärkte.
Zeit: Mittag
Ereignis: Einnahme des Marktplatzes
Beschreibung: Die Amerikaner kämpften sich bis zum Marktplatz vor. Obwohl die Kämpfe dort kurzzeitig nachließen, wurden sie von der SS aus der Flüttenstraße wieder aufgenommen. Die Zivilisten saßen weiterhin in den Kellern, erschüttert und bangend um ihre Familien und Häuser.
Zeit: Mittag
Ereignis: Verwundung eines Zivilisten
Beschreibung: Der Schwiegersohn des Schmiedemeisters Scheideler, Werkmeister Str., wurde von einem amerikanischen Soldaten angeschossen. Der graue Anzug, den er trug, wurde fälschlicherweise als Uniform gedeutet. Trotz eines Notverbands durch die Amerikaner erlag er am 16. April im Johannes-Lazarett in Marsberg seinen Verletzungen. Seine letzten Worte waren ein flehendes Gebet: „O mein Jesus, verlass mich nicht, auch wenn dieser Tag der letzte ist.“ Die tiefe Trauer und Hilflosigkeit prägten diesen Moment.
Zeit: 15:12 Uhr
Ereignis: Einnahme von Borgholz durch die Amerikaner.
Beschreibung: Nach schweren Kämpfen gelang es den Amerikanern, die Stadt einzunehmen. Die letzten deutschen Verteidiger leisteten bis zum Abend verzweifelten Widerstand. Der Kampf hinterließ bei den Einwohnern ein Gefühl der Hilflosigkeit und des Verlusts. Die Stadt war stark beschädigt, und viele Bewohner blickten mit großer Sorge auf die kommenden Stunden.
Zeit: Abend
Ereignis: Artilleriebeschuss von deutscher Seite.
Beschreibung: Trotz der amerikanischen Besetzung wurde Borgholz erneut durch deutsche Artillerie beschossen. Die Bevölkerung wagte sich nur vorsichtig aus ihren Verstecken und war von den Ereignissen des Tages tief erschüttert.
Datum: 7. April 1945
Zeit: Vormittag
Ereignis: Bestattung der gefallenen deutschen Soldaten
Beschreibung: Zwölf gefallene deutsche Soldaten wurden auf dem alten Burgfriedhof in einem Sammelgrab beigesetzt. In einer schlichten Zeremonie legte man sie in die Erde, bedeckt von einem weißen Seidentuch und Frühlingsblumen. Während Vögel in den alten Bäumen des Friedhofs sangen, spendeten die Gebete der Kirche Trost inmitten der Trauer.
Zeit: Nachmittags
Ereignis: Rückzug der deutschen Truppen.
Beschreibung: Die letzten deutschen Einheiten verließen Borgholz. Die Kämpfe hatten schwere Verluste hinterlassen. Die Stadt war von Zerstörung gezeichnet, aber die Einwohner verspürten auch eine vorsichtige Erleichterung, dass die Kämpfe vorüber waren.
Datum: 8. April 1945
Zeit: Ganztägig
Ereignis: Besetzung
Beschreibung: Ungefähr 600 bis 800 Amerikaner besetzten Borgholz. Die Gefangenen werden von dem amerikanischen Zivilgouverneur registriert und zusammen mit einigen Zivilisten abtransportiert. Von der geplanten Erschießung des Ortsgruppenführer der NSDAP sahen die Besatzer, nach durchgeführten Befragungen, ab.
Datum: 11. April 1945
Zeit: Ganztägig
Ereignis: Abzug der amerikanischen Fronttruppen
Beschreibung: Die letzten Soldaten der amerikanischen Militärpolizei räumten das Schwesternhaus und die Schulgebäude. Borgholz begann langsam, zur Normalität zurückzukehren. Ausgangszeiten wurden schrittweise verlängert und schließlich aufgehoben. Die Bewohner verspürten eine Mischung aus Erleichterung und Erschöpfung nach den intensiven Tagen.
Die hier zusammengefassten Berichte basieren aus verschiedenen Darstellungen, die in Teilen nicht genau übereinstimmen. Der größte Teil der Informationen stammt aus der Kirchenchronik. Ein genauer und objektiver Bericht ist bei derartigen geschichtlichen Ereignissen wohl nie zu erreichen.