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Zwischen Tradition, Artenvielfalt und nachhaltiger Entwicklung

In Borgholz haben Natur und Landwirtschaft seit Jahrhunderten eine enge Verbindung. Schon vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein war die Landwirtschaft der prägende Wirtschaftszweig der Stadt. Die sogenannten Ackerbürger – Stadtbürger mit landwirtschaftlicher Tätigkeit – betrieben Ackerbau und Viehzucht in ähnlicher Weise wie die Bauern in den umliegenden ländlichen Gebieten.

Heute wird nahezu drei Viertel der Landfläche in Borgholz landwirtschaftlich genutzt. Diese intensive Nutzung prägt nicht nur das Landschaftsbild, sondern beeinflusst auch maßgeblich die natürlichen Lebensgrundlagen. Rund 5 % der Erwerbstätigen arbeiten noch direkt in der Landwirtschaft – verteilt auf acht Haupterwerbs- und elf Nebenerwerbsbetriebe. Dabei reicht das Spektrum von klassischen Betrieben mit Tierhaltung und Ackerbau bis hin zu spezialisiertem Biohof.

Ein Beispiel für den Wandel hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft ist die Burg Borgholz: Seit 2015 wird hier ökologisch gewirtschaftet. Unter anderem stammen 25 % der Bio-Legehennen Deutschlands aus Borgholz. Neben Schweinemast und einer Biogasanlage finden sich auch Rinderhaltung mit besonderen Rassen wie dem Pinzgauer, Schaf- und Ziegenzucht sowie Alpakas, die zu Therapiezwecken gehalten werden. Auch die Forellenzucht im Jordantal, fünf Imkereien mit regionalem Honig und ein ortsansässiger Hufschmied tragen zur Vielfalt und Eigenständigkeit der Landwirtschaft bei.

Doch die intensive Bewirtschaftung der Flächen hat in den vergangenen Jahrzehnten auch Spuren in der Natur hinterlassen. Umso wichtiger ist der Schutz und die Pflege wertvoller Lebensräume rund um Borgholz:

  • Jordantal (südwestlich von Borgholz): Ein wertvolles Bachtalsystem mit unverbauten Ufern – Rückzugsraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.

  • Magergrünland (südöstlich von Borgholz): Gesetzlich geschützter Biotop mit Vorkommen des gefährdeten Knöllchensteinbrechs.

  • Naturdenkmale bei der Burg: Drei Kastanien und eine Linde – bedeutend sowohl ökologisch als auch kulturhistorisch.

  • Stillgelegte Bahntrasse: Heute eine wichtige Biotopverbundachse – Lebensraum für Schlingnatter und Zauneidechse.

  • Naturschutzgebiet Lebersiek: Ein artenreicher Erlen-Eschenwald – unter anderem Heimat von Schwarzspecht und Hohltaube.

  • „Eiskeller“-Tal (zwischen Borgholz und Natingen): Ein schutzwürdiger Grünlandraum mit großem Potenzial für Renaturierung.

  • Streuobstwiesen südlich von Borgholz: Wichtige Nahrungsquellen und Lebensräume für bedrohte Insekten- und Vogelarten.

  • Spiegelberg (270 m ü. NN): Ein artenreiches Weidegebiet mit hoher Schutzwürdigkeit als Biotopmosaik.

Das Zusammenspiel von landwirtschaftlicher Nutzung und Naturerhalt ist im Weserbergland und in Borgholz eine besondere Herausforderung – nicht zuletzt durch den wechselhaften geologischen Untergrund, der zu einer kleinteiligen Landschaftsstruktur geführt hat. Diese Vielfalt birgt Chancen: für eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur arbeitet, und für eine Natur, die Lebensraum für Mensch und Tier bleibt.

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