Märchen des Rother Wartturms
Der Teufel und das Mütterchen am Wartturm bei Rothe
(Rothe, Borgholz)
Vom Dorf Rothe durch ein enges Tal getrennt, steht auf einer Hügelkuppe der halbverfallene Rother Turm. Früher hat er als Wartturm gedient. Heute wohnt dort, so will es die Sage, der Teufel. Manche haben ihn schon hoch oben auf dem Söller stehen sehen, von wo er seinen Lug ins Land hält. Bisweilen sieht man auch einen hellen Lichtschein durch die Mauerlücken flackern, und rundum sind manchmal Gras und Grund verbrannt, wenn der Teufel in der Nacht dort Tanzfest hält.
Einmal hatte ein altes Mütterchen sich zu lange bei Verwandten in Borgholz aufgehalten. Es stand bereits der helle Vollmond am Himmel, als es beim Knickgraben ankam. Aus Angst, der Teufel könne auf dem Wartturm sein, schlug es ein Kreuz nach dem andern, und manches Stoßgebet kam über seine Lippen. Plötzlich sieht es den Teufel hoch oben auf auf dem Wartturm stehen, vom Mondenschein umflossen. Deutlich erkennt es die Hörner auf dem Kopfe, den gekrümmten Schwanz und den Pferdefuß. Es erstarrt vor Schreck. Jetzt fliegt der Teufel in Richtung Elensburg davon. Das Kreuz oben am Schreinweg, das damals dastand, soll das alte Mütterchen gerettet haben.