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Fürstemühle

Die Stadt Borgholz besaß einst selbst eine Mühle – genau genommen sogar deren zwei. Die erste Borgholzer Stadtmühle, von der wir wissen, stand in Dalhausen und hieß Dorfmühle. Sie scheint schon im 17. Jahrhundert wieder abgestoßen worden zu sein.

„Die städtische Mühle, deren Rad sich bis in die jüngste Vergangenheit drehte, war die Fürstemühle. Zuerst hören wir von ihr 1625 (ob sie vorher schon bestand bleibt unklar), als der Borgholzer Bürger Heinrich Lecken die Mühle gegen gewisse Abgaben und Bedingungen in Erbpacht erhielt. In den folgenden 15 Jahren muss die Mühle zerstört und von Heinrich Lecken aufgegeben worden sein. In dieser Zeit tobte der 30-jährige Krieg. 1639 verkaufte die Stadt dem Möllenmeisteren Lips Reineke ein vor der Niederen Pforte gelegenes Möllengefelle samt Wiese und Land. Reineke sollte darauf eine Mühle bauen und erblich besitzen. Das Mühlengerinne mit dem Wasserfall für das Mühlrad war demnach noch vorhanden und gebrauchstüchtig.“ (H. Dieter Krus: Borgholz 1291 — 1991)

Die Fürstemühle wird im Laufe der Jahrhunderte mit verschiedenen Namen genannt:

Stadtmühle oder Pinnekermühle
mola prima (erste Mühle) oder mola ante portam (Mühle vor dem Tor)
Vordere oder Vorderste Mühle (hieraus hat sich wahrscheinlich die Bezeichnung „Fürstemühle“ entwickelt).

Philippus (Lips) Reineke stirbt schon 1653, ebenso wie seine Frau. Ein Sohn von ihm führt die Mühle weiter. Nach dessen Tod bleibt die Tochter Elisabeth in der Mühle, die in zweiter Ehe einen Jürgen Happen aus Istrup heiratet. Georgi (gleich Jürgen) Happen stirbt 1740 in der mola prima (Fürstemühle).

1734 wird die Mühle durch die Stadt an Wilhelm Kleinschmidt verkauft, der wahrscheinlich aus der Heisermühle stammt. Die Mühle war wohl baufällig und musste erst wieder zum Leben erweckt werden. Nach relativ ruhigen Jahrzehnten hat der 7- jährige Krieg (1756 — 1763) auch Borgholz nicht verschont. Dieses wird sich auch besonders auf die Mühlen ausgewirkt haben, die schutzlos außerhalb der Stadtmauern lagen. 1758 wird Philippus Kleinschmidt aus der Tückemühle in der Fürstemühle von marodierenden Soldaten erschlagen. Wahrscheinlich hat man sich gegenseitig geholfen, um die Habseligkeiten zu schützen. Er hinterließ zwei kleine Kinder.

Danach muss es mit der Mühle aufwärts gegangen sein, denn 1775 war sie als die „Fürstenmahl- und Ohlenmühle“ (Getreide- und Ölmühle) bekannt. Joes Wilhelmus Kleinschmidt bleibt fast 4 Jahrzehnte bis zu seinem Tod in der Mühle. Aus drei Ehen hatte er viele Kinder, von denen eines (Antonius Joseph, geb. 1764) später wieder in die Heisermühle heiratet. Diese Zeit im 18. Jahrhundert ist geprägt von dem Namen „Kleinschmidt„. Um die Jahrhundertwende scheinen verschiedene Müller in der Fürstemühle gelebt und gearbeitet zu haben. Es tauchen im Taufverzeichnis Namen wie Michels, Franke oder Rochel auf, denen jeweils der Zusatz „Vordere Mühle“ beigefügt ist.

Auch die Linie „Kleinschmidt“ erscheint noch einmal für eine kurze Zeit. Eine Tochter von Joes Wilhelmus Kleinschmidt, nämlich Anna Maria Theresia, heiratet 1786 Joes Georgius Bödiker. Dieser muss in der Tückemühle geboren sein, in der Rikusmühle geheiratet und Kinder bekommen haben und dann irgendwann in späteren Jahren in der Fürstemühle gelandet sein. Die Tatsache, dass Müller im Laufe ihres Lebens die Mühlen wechseln oder in zweien gleichzeitig tätig sind, scheint ein Merkmal des 18. Jahrhunderts gewesen zu sein. Hieraus lässt sich auch entnehmen, dass das Leben in den Mühlen nicht einfach war. Auch in anderen Orten wird davon berichtet und es erschwert manchmal die Zuordnung zu einer bestimmten Mühle. 1810 stirbt Joanny Georgius Bödiker mit 54 Jahren als molitor (Müller) aus der Vorderen Mühle. Seine Frau Theresia stirbt auch dort 1829. Mit dem Namen Böddeker (Söhne der eben genannten) geht es noch ungefähr 20 Jahre weiter.

Dann übernimmt Franz Kornhoff, verheiratet mit Theresia Temme, die Mühle. Er muss ungefähr 1847 in die Fürstemühle gekommen sein, denn bei der Geburt seines dritten Kindes steht zum ersten Mal der Zusatz „Vater Müller, vordere Mühle„. Vorher wird seine Berufsbezeichnung mit „Ackerknecht“ angegeben. Sein Sohn Franz hat die Mühle Ende des 19. Jahrhunderts an den Neffen Franz Wolf vererbt.

Dessen Sohn Johannes Wolf hat den Mühlenbetrieb Ende der 1950ger Jahre eingestellt. Dieses war die Zeit, in der viele Mühlen aufgegeben wurden.

Das Mühlrad soll 1960 abgebaut worden sein.

Hochzeit in der Fürstemühle im September 1930


Braut: Anna Wolf
links daneben: Theresia Wolf, Mutter der Braut
rechts neben Bräutigam: Franz Wolf, dahinter Johannes Wolf – der letzte Müller –

 

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